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Engel-Apotheke Münster-Wolbeck 155 Jahre im Familienbesitz

Die Engel-Apotheke ist die älteste noch im Familienbesitz befindliche Apotheke in Münster. Bis 1869 hatte Münster mit seinen 25.000 Einwohnern nur vier Apotheken. Das Amt Wolbeck als Sitz einer preußischen Amtsverwaltung, die über einen großen Einzugsbereich verfügte, erhielt erst nach langwieriger Bedarfsprüfung von der königlichen Regierung die Genehmigung zum Betrieb einer Apotheke.


Die alte Apothekeneinrichtung der Engel-Apotheke im Jahr 1869.

Am 20. Juli 1869 verlieh der Oberpräsident in Westfalen dem aus dem Siegerland stammenden französisch stämmigen Apotheker Eduard Cortain die Erlaubnis zur Errichtung und Führung einer Apotheke in Form einer Realkonzession, die an das Haus gebunden war. Das Apothekengebäude erhielt 1868 seinen Ort damals außerhalb des Dorfkerns, da dort der Verlauf der Eisenbahnstrecke Beckum Münster geplant war. Im Gründungsjahr heiratete Eduard Cortain Theresia Rugge aus Münster. Der Ehe entstammten sieben Kinder, von denen keines den Apothekerberuf erlernte. Sohn Heinrich wurde Priester und wanderte in die USA aus. Dort versuchte er später, eine Spezialität der Wolbecker Apotheke, die "Cortainschen Bleisuchtpillen" mittels Obligationen im pharmazeutischen Handel der USA zu vermarkten (siehe Chronik). Nach dem Tod des Apothekengründers im Jahre 1899 übertrug die Witwe Theresia Cortain die Apotheke dem aus einer holländischen Familie in der Nähe von Winterswijk stammenden Gerhard Hoebink zur Verwaltung, wie es das Witwenrecht zur weiteren Absicherung des Lebensunterhalts vorsah. Der Verwalter heiratete eine Tochter des Hauses. In der nur kurzen Zeit wirtschaftlicher Blüte durch die aufkommende Bedeutung homöopathischen Heilverfahrens erweiterte er 1912 das Gebäude der Alten Apotheke und gestaltete es in Anlehnung an die Giebelarchitektur des Drostenhofs zu einem Schmuckstück des Ortes.

Aktuell wird heute vor dem Hintergrund schlechter werdender Apothekenversorgung dünnbesiedelter Gebiete Deutschlands die Genehmigung von „Apotheke light“ politisch diskutiert. Ein Thema, das die Engel-Apotheke schon im Jahr 1912 beschäftigte. Damals erfolgten als Versorgungsauftrag für die dortige Bevölkerung die Gründung einer Filiale in Everswinkel (jetzt Sertürner Apotheke), 1950 die Filiale in Albersloh (jetzt Engel-Apotheke) mit Rezeptsammelstelle in Rinkerode. Ein erhebliches Risiko ohne das Recht, bei behördlicher Rücknahme des Versorgungsauftrages die Apotheke veräußern zu dürfen.

So zeigt sich in der Apothekengeschichte der Engel-Apotheke Wolbeck der ständige Wandel der politischen Auffassung von einer guten pharmazeutischer Versorgung! Im Jahr 1912 wurde in der Nähe der Apotheke die spätere Gartenbauschule als homöopathische Praxis errichtet. Ihr Besitzer Dr. Garthaus, der "Püllekesdoktor", wie ihn die Bevölkerung nannte, betrieb eine weit über die Grenzen Münsters hinaus bekannte Praxis. Apotheker Hoebink stellte, wie damals üblich, die für die Praxis benötigten homöopathischen Mittel in der Engel-Apotheke her. Nach dem plötzlichen Tod des Apothekenbesitzers Gerhard Hoebink im Jahre 1926 sah sich Friederike Hoebink gezwungen, zum Lebenserhalt der Familie das Witwenrechts fast 20 Jahre mit Verwaltern auszuüben, bis ihr jüngster Sohn nach Studium und Kriegsdienst die Genehmigung zur Apothekenübernahme erhielt.

Nach ihrem Tod im Jahr 1944 übernahm ihr Sohn Josef Hoebink die Apotheke. Im Jahr 1951 verlegte er diese in den Kern des Wigboldes. Eine weitsichtige Initiative des Apothekers war es auch, in Anknüpfung an die Wolbecker Kaltwasserheilanstalt (mit Nutzung des Tiergartens) vom Sanitätsrat Dr. Franz Lackmann die Anerkennung des Wigbolds Wolbeck als Kneipp-Kurort zu erwirken. Nach kurzen Anläufen (Kurmittelhaus, Kurarzt, Hotel, Schlosspark mit Wassertretanlage...) sah sich die Gemeinde leider nicht in der Lage angesichts der geplanten Gemeindereform, den Badebetrieb weiterzuentwickeln. Eine der zahlreichen Auflagen für die Anerkennung als Kurort war auch die 1961 erfolgende Errichtung eines Neuform-Reformhauses, das an die Apotheke eingegliedert und von der Ehefrau des Apothekers, Ingeborg Hoebink, vorexaminierte Apothekerin betrieben wurde. Wie aus einem Arbeitsjournal von 1951 bis 1973 hervorgeht, entfaltete Josef Hoebink eine rege Herstellertätigkeit von Arzneimitteln in Lizenz der Firma Stada, auch für andere Apotheken. Große Mengen selbstgefertigter Individualanfertigungen wie Salben, Tinkturen, Tees und Tabletten ergänzen bis heute das pharmazeutische Angebot. Josef Hoebink war von 1945 bis 1975 Kreisapotheker für den Landkreis Münster und hatte in der Nachkriegszeit die Apotheken des Landkreises mit den bewirtschafteten Arzneimitteln, z. B. Lebertran und Leinsamen, zu versorgen. Auch war Josef Hoebink standespolitisch aktiv und langjähriger Vorsitzender des Prüfungsausschusses für die Helferinnenausbildung. Vielfache Änderungen erfuhr die Apotheke durch zahlreichen Modernisierungen. Mit diversen Umbauten, 1972 und 1995, dem Anbau eines Aufzugs bis in die Arztpraxis 2002, dann 2008 die Vergrößerung der Offizin mit barrierefreiem Zugang, und 2017 mit einem totalen „Make-over“ mit Einbau eines Arzneimittelautomaten blieb die Engel-Apotheke immer modern.

Die Engel-Apotheke ging 1980 in die Hände seiner ältesten Tochter Tochter Barbara Hoebink-Johann über. Am 4. März 1981 verstarb Josef Hoebink.

Im Laufe der Jahre qualifizierte sich Frau Hoebink-Johann zur Fachapothekerin für Offizin-Pharmazie und Gesundheitsberatung. Darüber hinaus erwarb sie die Zertifizierung für die Betreuung von Diabetes-Patienten nach BAK und DDG. Seit vielen Jahren führt sie, mittlerweile gemeinsam mit ihrer Tochter und unter Mithilfe ihrer engagierten Mitarbeiterinnen, viele Aktionstage und -wochen zu verschiedenen Gesundheitsbereichen durch. Die intensive Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Achatius-Haus, in dem Senioren und pflegebedürftige Menschen einen Platz zum Wohnen und Leben finden, liegt ihr besonders am Herzen, was sich auch daran zeigt, dass sie einen der ersten Förderkreise für Altenheime ins Leben gerufen hat und leitet, der sich u. a. die Integration in das Gemeinwesen und Unterstützung des Heimes zur Gestaltung der Lebensqualität der Heimbewohner zum Ziel setzt. Enge Verbindungen bestehen auch zum Haus Wolbeck (Westfalenfleiß), einer Wohnstätte für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf und anderen Gestaltungsgremien des Ortes.
Bei der Unternehmensführung wurde Frau Hoebink-Johann ab 2003 von ihrer Tochter Alexandra Hochstein, damals Johann, intensiv unterstützt. Auch die umfängliche Renovierung und Neugestaltung der Apothekenräume im Jahr 2008 trug bereits zu großen Teilen ihre Handschrift. Im Jahr 2010 erfolgte die Unternehmensübertragung von der Mutter auf die Tochter.

Qualifizierte Beratung wird in der Engel-Apotheke seit Anbeginn groß geschrieben und so spielen Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter eine wesentliche Rolle. Alexandra Hochstein ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, hat sich in den Bereichen Ernährungsberatung, Naturheilkunde und Homöopathie weitergebildet und in einem berufsbegleitenden Studium die Qualifikation als Praktische Betriebswirtin für die Pharmazie (WDA) erworben.

Ein Schwerpunkt der Engel-Apotheke ist neben der "Vernetzung" die Beratung in den Bereichen der alternative Heilmethoden, Homöopathie und Orthomolekulare Medizin, sowie die Vorteile, eine "Hausapothekenfunktion" durch die Zuordnung einer Kundenkarte zu nutzen.

Mittlerweile ist das Team auf 4 angestellte Apothekerinnen, 5 Pharmazeutisch technische Assistentinnen, zwei Pharmazeutisch kaufmännische Assistentinnen und 4 Mini-Jobber beschäftigt. Dies ist notwendig, um die zahlreichen politischen Änderungen wie zB eRezept & cardlink oder pharmazeutische Dienstleistungen umzusetzen.

Besonders ist der große Zusammenhalt im Team- vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Baustein für Zufriedenheit in der Arbeit und damit für gute Qualität der Dienstleistungen.